Interview mit Veronika Kärle-Haid - von Anna Werr”

Anna Werr macht Beratung für Unternehmerinnen und begleitet mich schon seit ca. einem Jahr. Für Ihre neue Serie "6 Fragen an..." hat sie mich interviewt. Viel Spaß beim lesen!

 

Ich darf als erstes in meiner neuen Serie „6 Fragen an …“ Veronika Kärle-Haid vorstellen.

Veronika, 28 Jahre, arbeitet im Vertrieb und ist Prokuristin im Familienunternehmen Lichthaus Haid Ges.m.b.H., sie plant die Firma in den nächsten zwei bis drei Jahren zu übernehmen. Im April kam ihr Sohn zur Welt und deswegen darf die Firmenübernahme gerade noch etwas warten. Während der kleine Mann schlief, hat sie mir schnell meine Fragen beantwortet.

AW: Wie war es für Dich als Unternehmers-Tochter aufzuwachsen?

VKH: Als ich ungefähr sechs Jahre alt war, haben meine Eltern das Unternehmen übernommen. Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern viel gearbeitet haben und ich gerade in der Anfangszeit viel bei meinen Großeltern war. Die Themen aus dem Unternehmensalltag wurden bei uns am Tisch besprochen, das Unternehmen war allgegenwärtig. Ich fand das als Kind schon sehr spannend, weil ich immer alles fragen konnte und meine Eltern mir meine Fragen sehr gut – auch altersgerecht – beantwortet haben. Ich habe da bereits alle Vor- und Nachteile des Unternehmertums mitbekommen. Das hat mich gut vorbereitet, mir war bewusst, auf was ich mich als Unternehmerin einlasse und mir war vor allem bewusst wie sehr ein eigenes Unternehmen das Leben einnimmt. Auch habe ich gesehen, wer viel arbeitet, kann viel bewegen und aufbauen.

AW: War für Dich schon immer klar, dass Du einmal in das Unternehmen einsteigen wirst?

VKH: Als ich ungefähr 12 Jahre alt war, war ich mir sicher, dass ich das Unternehmen eines Tages übernehmen will. Später, als meine Segelkarriere zu laufen begann und ich mein Jus-Studium (Jura) angefangen habe, bin ich davon etwas abgekommen. Mir hat die Juristerei gut gefallen und ich hätte mir auch gut vorstellen können in diesem Bereich anzufangen. Nach dem Studium stand ich zu Weihnachten vor der Entscheidung: Familienunternehmen oder ein juristischer Beruf. Aus emotionalen Gründen, habe ich mich dann für das Familienunternehmen entschieden. Ich wusste, mir macht es Spaß. Ich kenne das Unternehmen, seit dem ich ein Kind bin, da bin ich einfach mit mehr Herzblut dabei.

AW: Welche Vorteile hat es für Dich im eigenen Familienunternehmen zu arbeiten?

VKH: Der Gestaltungsspielraum und die Freiheiten, die es einem bietet. Ich kann meine eigenen Ideen einbringen und meine Vorstellungen und Ziele verwirklichen. Vor allem jetzt, in meiner Situation, mit meinem kleinen Sohn, ist die flexible Zeiteinteilung ein großer Vorteil. Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch dass ich die angefallene Arbeit, dann zu einer anderen Zeit erledigen muss. Ich habe einfach nur die Möglichkeit mir alles besser einzuteilen und auf die Familie abzustimmen.

AW: Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten gibt es für Dich zu meistern?

VKH: Ich hab keinen Vergleich zu anderen Unternehmen was die Schwierigkeiten betrifft. Herausfordernd ist in unserem Familienunternehmen sicherlich das Spannungsverhältnis zwischen den beteiligten Familienmitgliedern. Konflikte, die im Unternehmen entstehen, beeinflussen auch das private Verhältnis untereinander. Ich sehe meine Eltern sehr viel, das ist auch sehr schön, so eng mit ihnen arbeiten zu können.
Ein großer Vorteil ist die Kombination von junger Energie und neuen Ideen mit altem Wissen und Erfahrung, hierbei kommt oft was ganz tolles raus – vor allem, wenn man aufeinander hört.

AW: Welche Ziele hast Du für die Zukunft des Unternehmens?

VKH: Die „Megaaufbauzeit“ vom Unternehmen ist vorbei, Riesenexpansionen sind in unserer Branche eher schwierig, weil auch die Expansion unserer Kunden zurückgegangen ist. Mein Ziel ist es am Ball zu bleiben und innovativ zu sein, technische Sprünge frühzeitig zu erkennen und im richtigen Zeitpunkt auf technische Neuerungen aufzuspringen. Mir ist vor allem wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen arbeiten, in dem sie Spaß an ihrer Arbeit haben und gerne hingehen. Den Spruch von Heraklit „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“ ist für mich ein Leitsatz und eine Erinnerung, dass man nie stehenbleiben darf und immer vorangeht.

AW: Du machst ja gerade die Erfahrung mit der eigenen Familie, wie siehst du das denn als Unternehmerin?

VKH: Ein Kind ist ein Geschenk, ich freu mich mit jedem, der dies durchleben darf. Mein Ziel ist es, die Karenzzeit für Frauen in unserem Unternehmen so flexibel, wie gesetzlich möglich, zu gestalten. Für einige Frauen ist der Beruf ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit, ich möchte sie darin unterstützen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Natürlich können auch unsere männlichen Mitarbeiter in Karenz gehen.
Bezüglich meiner persönlichen „work-life- balance“ habe ich mir vorgenommen, im Büro zu 100 Prozent Unternehmerin und zuhause zu 100 Prozent bei meiner Familie zu sein. Natürlich legt man das Unternehmer-Sein nie ganz ab und das „Büro“ kann auch mal der Küchentisch sein.

Vielen Dank für das Interview!

 

http://zukunft-unternehmerinnen.com/2017/07/18/6-fragen-an-veronika-kaerle-haid/

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